Unsere Grund- und Leitsätze sind:

 

 

• Wir handeln ausschließlich im Sinne der uns anvertrauen Kinder und Jugendlichen.

• Wir handeln ausschließlich im Sinne der uns anvertrauen Kinder und Jugendlichen und richten unser pädagogisches Handeln an ihren Grundrechten und Grundbedürfnissen aus.

• Wir sind bereit gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Dabei sind wir kreativ und beteiligen die Adressat*innen¹ im Rahmen ihrer Entwicklung am Prozess.

• Wir übernehmen soziale Verantwortung und stehen den jungen Menschen stets zur Seite. Wir handeln pädagogisch nachhaltig, bereiten die Teilnehmenden so gut wie möglich auf ihre nächste Station im Leben vor.

• Wir sind uns als erlebnispädagogischer Verein unserer ökologischen Verantwortung bewusst. Da der Wald uns den Raum für unsere Arbeit bietet, versuchen wir vor Ort so wenig Fußabdrücke wie möglich zu hinterlassen. Ferner versuchen wir auch die Organisation unserer Arbeit ökologisch nachhaltig zu gestalten.

 

Recht auf Erziehung

Uns verbindet die Haltung, dass jeder junge Mensch ein Recht auf Erziehung hat, auch wenn dieser sich nur sehr schwer darauf einlassen kann. Unser Angebot ist v.a. an Kinder und Jugendliche gerichtet, die bereits viele andere Maßnahmen durchlaufen haben (Jugendhilfe, Psychiatrie, Strafvollzug) und nicht bzw. kaum erfolgreich erreicht werden konnten. Für die  betroffenen und Helfenden gibt es einerseits kaum noch eine Vorstellung von einer möglichen bedeutsamen Verhaltensänderung, andererseits bei den Betroffenen nur noch eine schwache Motivation zur Mitarbeit. Mit unserem Angebot konnten bereits viele Kinder und Jugendliche erreicht werden, bei denen die Vorstellung über eine positive Entwicklung bei allen Beteiligten nahezu verschüttet war.

 

Flexible Sozialform

Ein klassisches ISE-Reiseprojekt bewegt sich im Spannungsfeld zwischen isolierter Einzelmaßnahme aufgrund der zugeschriebenen Gruppenunfähigkeit der Adressat*innen und dem Recht der Kinder und Jugendlichen unter ihresgleichen heranzuwachsen. Beziehungen unter Gleichaltrigen sind für die Ausprägung von Identität und Moral von hoher Bedeutung. Da wir Kindern und Jugendlichen auch innerhalb von ISE-Maßnahmen die Möglichkeit geben möchten, Gemeinschaft mit Gleichaltrigen zu erfahren, verstehen wir uns nicht als reines Einzelprojekt, sondern als Projekt mit fexibler Sozialform. Wir bieten an, Reiseabschnitte mit anderen teilnehmenden jungen Menschen gemeinsam durchzuführen und passen die Sozialform jederzeit entsprechend den Bedürfnissen und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen an. Wir setzen die Sozialform als Methode ein, treffen uns manchmal nur für ein paar Stunden für ein klärendes Gespräch, ein anderes Mal für eine Nacht um uns auszutauschen oder auch für mehrere Wochen um Reiseerlebnisse gemeinsam zu erfahren und als Team zusammenzuarbeiten – je nachdem, was die Teilnehmenden brauchen. Dabei steht fest, dass nur solange gemeinsam gereist wird wie die jungen Menschen von der Gruppe profitieren. Wird es destruktiv oder zeigen die Teilnehmenden Überforderung, werden sie allein weiter begleitet – immer mit der Absicht zukünftig zur Gruppe zurückkehren zu können.

 

Partizipation

Für uns ist Partizipation, also die aktive Beteiligung und Teilhabe sowohl der uns anvertrauten jungen Menschen als auch all unserer Kolleg*innen, die Berücksichtigung ihrer Vorstellungen und Bedürfnisse, die Grundvoraussetzung unserer (pädagogischen) Arbeit. Aufgrund ihres besonderen Wirkfaktors ist eine gelungene Partizipation der Begleiteten ausschlaggebend für den Erfolg einer ISE-Maßnahme. Vor allem im Aufnahmeverfahren, in der Entscheidungsfindung und der Zielsetzung ist es wichtig, die jungen Menschen von Anfang an zu beteiligen. Unser Angebot soll im Sinne einer Koproduktion von Begleiter*innen und Begleiteten ausgestaltet werden, d.h. dass Letztere in die Planung, Durchführung und Konsequenzen ihrer ISE-Maßnahme (je nach Entwicklungsstand und kognitiver Reife) miteinbezogen werden. So können die Begleiteten das eigene Handeln und die Wirkungsweise direkt erfahren, ihre Entscheidungskompetenz stärken und Selbstwirksamkeit erfahren. Wir nehmen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Lebensentwürfen ernst, begreifen Partizipation dabei nicht als vorhandene Kompetenz sondern als ein zu erlernendes Instrument für einen gelingenden Alltag.

 

Ein Angebot für Menschen

Junge Menschen haben Anspruch auf eine Pädagogik, die ihre Bedürfnisse, Interessen und Erfahrungen berücksichtigt (§ 9 (3) SGB VIII). Unser Angebot richtet sich an junge Menschen – unabhängig ihres biologischen und sozialen Geschlechts und unabhängig ihrer sozialen und geografschen Herkunft. Geschichtlich wurden sowohl die Erlebnispädagogik als auch ISE-Reiseprojekte eher männlich* besetzt. Im Jahr 2011 machten Mädchen nur rund ein Drittel der Adressat*innen von ISE-Maßnahmen aus (vgl. Klein/ Arnold/ Macsenaere 2011, S.35), in Reiseprojekten ist das Verhältnis erfahrungsgemäß noch unausgewogener.² Wir laden daher auch explizit Mädchen und junge Frauen ein, an unseren Reiseprojekten teilzunehmen. Wir verstehen Gender als bedeutenden Teil der Identität, als eine wichtige Entwicklungsaufgabe in der Adoleszenz.

 

Netzwerk

Wir bieten im Rahmen unserer Reise-projekte eine reflektierte, auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Begleitung an. Unsere Zielgruppe stammt nicht selten aus Familien, in denen nach traditionellen Rollenmodellen gelebt wird. Bei uns haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit kochen zu lernen, auf Bäume zu klettern und sich selbst kennenzulernen. Adressat*innen können ihre eigene Identität fernab bisher erlebter Rollenmodelle und Stigmatisierungen erproben. Wir beachten die Vielfalt und die Individualität der verschiedenen Lebenswelten unserer Begleiteten. 

Unser Anliegen ist es, Hand in Hand mit unseren Partner*innen, Ämtern und Unterstützer*innen zur Verbesserung der Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen und den dahinterstehenden Systemen zu kooperieren. Wir verstehen uns als Netzwerk, welches jungen Menschen Hilfe, Halt, Orientierung und Anerkennung zukommen lässt. Gemeinsam entwickeln wir für die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen Lern- und Handlungsfelder auf Grundlage der Individual- und Erlebnispädagogik.

 

¹ Mit dem „Gender Gap“ in Form eines Sternchens* möchten wir allen Menschen jenseits der Zweigeschlechtlichkeit gerecht werden, die sich nicht in die Geschlechterkategorien „weiblich“ oder„männlich“ einordnen können oder wollen.

 ² Zu Inlands-Reiseprojekten liegen derzeit noch keine Forschungsergebnisse vor.